Mit dem Begriff Empathie wird eine basale menschliche Fähigkeit beschrieben, die für die Kooperation, den Aufbau und Erhalt zwischenmenschlicher Bindungen von großer Bedeutung ist.
Empathie ist eine erlernbare Eigenschaft des Menschen. Sie ist für soziale Beziehungen elementar. Forscher unterteilen die Empathie in drei Grundkomponenten. Dies sind die Resonanz mit dem inneren Erleben eines anderen Menschen, das explizite Verstehen der internen Zustände und die prosoziale Motivation, einem anderen Menschen zu helfen.
Empathie ist eine messbare Schlüsselkompetenz. Sie wird unterschieden in die kognitive und emotionale Empathie. Die kognitive Empathie beinhaltet neben dem Verstehen auch die Verhaltensvorhersage. Bei der emotionalen Empathie führt das Nachempfinden zu einer Akzeptanz des Verhaltens eines Gegenübers.
Empathie in der Spiritualität
Im Umgang mit Themen wie Achtsamkeit oder einem sorgsamen Miteinander wird in vielen spirituellen sowie esoterischen Bereichen die Empathie genutzt. Oft wird sie darüber hinaus intensiv geschult.
Nicht nur Tibetanische Mönche verfügen beispielsweise über eine umfangreiche Expertise in verschiedenen Meditationstechniken. Insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten haben vergleichbare Methoden die westliche Kultur nahezu revolutioniert. Ziel ist es dabei stets, durch das Training von Mitgefühl, eine Förderung von altruistischem Verhalten zu schulen.
Offen bleibt jedoch, ob die Menschen auch wirklich empathischer werden oder wie sie die erworbenen Kompetenzen im Alltag einsetzen.
Empathiemodell
Obwohl Empathie nur schlecht messbar ist, haben Forscher Kategorien erstellt, um Unterschiede der vorhandenen empathischen Fähigkeit zu finden.
Sie differenzieren in 5 möglichen Dimensionen:
- Fähigkeit, nonverbale Botschaften korrekt zu entschlüsseln
- Vorhandensein von Mitgefühl; Fähigkeit, gleiche Emotionen wie andere Personen zu empfinden
- Kompetenz, ähnliche Gedanken und Gefühle wie andere Personen zu erleben
- Auslösung gleicher physiologischer Reaktionsmuster, wie schwitzen, weinen, erhöhter Herzschlag
- Auslösung unterstützender oder helfender Handlungsimpulse
Je mehr Stufen erreicht werden, desto besser ist die eigene empathische Kompetenz.
Aktivierung der Schmerzmatrix
Neurowissenschaftlich kann nachgewiesen werden, dass Menschen, die anderen dabei zusehen, wie ihnen Schmerz zugeführt wird, selbst eine Aktivierung bestimmter Hirnareale zeigen. Die sogenannte Schmerzmatrix ist in diesen Momenten aktiviert. Je intensiver die Aktivierung vorhanden ist, desto stärker wird die Empathie erlebt. Zu der Schmerzmatrix gehören Hirnregionen wie der Thalamus, der Hippocampus, die Amygdala oder der präfrontale Kortex. Nicht aktiviert sind in diesen Momenten die Regionen, in denen eine aufgenommene Sinnesempfindung, wie beispielsweise Schmerz verarbeitet wird. Dazu gehören unter anderem der motorische Kortex oder das visuelle System.
Geschlechterunterschiede
Grundsätzlich gibt es bei dem Erleben von Empathie keinen Geschlechterunterschied. Das empathische Empfinden kann und wird von Männern wie Frauen gleichermaßen erlebt.
Es gibt jedoch einen modulierende Faktor, der einen Geschlechterunterschied aufzeigt. Dieser nennt sich soziale Fairness. Studien zeigen, dass Männer weniger Empathie mit Menschen zeigen, die sich zuvor unfair verhalten haben. Sie empfinden Strafen in diesem Fall als gerechter und entwickeln das Bedürfnis, zu sehen, wie unfaire Menschen einen Schmerz erleiden. Das Mitgefühl für einen unfairen Menschen schlägt bei Männern vermehrt in Schadenfreude um. Darüber hinaus ist die Schmerzmatrix bei Männern nicht aktiviert, wenn sie beobachten, dass unfaire Menschen durch Strafe einen Schmerz erleiden.
Psychopathologie
Es gibt verschiedene Erkrankungen, die einen Einfluss auf die empathischen Fähigkeiten haben.
Die Alexithymie ist eine Erkrankung, unter der insbesondere die Mitmenschen eines Erkrankten leiden. Es handelt sich um die sogenannte Gefühlsblindheit, die auch ein Persönlichkeitsmerkmal ist. Betroffene weisen eine Unfähigkeit auf, eigene Gefühle wahrzunehmen und sie zu äußern.
Die Erkrankung der Schizophrenie geht mit einem übersteigertem Einfühlungsvermögen einher. Patienten identifizieren sich nicht nur mit Menschen, sondern unter Umständen auch mit Steinen oder Bäumen.
Bei einer diagnostizierten Depression wird das Leiden anderer Menschen besonders stark nachempfunden. Manchmal übersteigt die Empathie sogar das emotionale Erleben des Betroffenen.